Problemfelder global (Ausschnitt)

Ökologie:

 

Versiegen der relativ leicht zugänglichen Rohstoffvorkommen in absehbarer Zeit

Bei einem jährlichen weltweiten Produktionsanstieg von 2% werden einige Metalle (z.B. Blei, Kupfer, Nickel, Silber, Zinn, Zink), selteme Erden und Energieträger (z.B. Erdöl, Uran) bei den im Jahr 2000 bekannten Reserven trotz aller Recyclinganstrengungen innerhalb der nächsten 50 Jahre erschöpft sein. Zwar sind die in der Erdkruste befindlichen Ressourcen wesentlich höher. Ihr Abbau erfordert aber einen überproportional ansteigenden Energieeinsatz mit immer größeren Eingriffen in Ökosysteme (z.B. Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko, Ölschiefergewinnung in Kanada, Rohstoffausbeute in der Antarktis)

 

Verlust von fruchtbarem Boden

Weltweit geht per saldo pro Jahr ca. 20 Mrd. Tonnen fruchtbarer Boden verloren durch zunehmende Überbauung (Verkehrs-, Gewerbe-,Siedlungsflächen) und Erosion als neu gebildet wird. Nach dem World Resources Institute sind zudem ca. 40% aller aktuell und potentiell nutzbaren Flächen in ihrer Qualität akut schwer geschädigt. Ein Viertel der gesamten Bodenfläche ist von Wüstenbildung (Desertifikation) bedroht

www.unep.de

 

Bedrohliche Wasserknappheit in einigen Weltregionen

Auch die Trinkwasservorräte drohen in einigen Weltregionen( und auch mancherorts in Deutschland aufgrund der trockenen Sommer 2018, 2019 und 2020) knapp zu werden. Derzeit haben ca. 20% der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser (insbesondere in Ostasien, Afrika südlich der Sahara und Südasien). Mehr als die Hälfte des zugänglichen Süßwassers wird für menschliche Zwecke genutzt, 70% davon für die Landwirtschaft. Die Produktion von Futter zur Erzeugung von 1 kg Fleisch benötigt je nach Tierart das Drei- bis Zehnfache der Fläche, die für die Produktion von 1 kg Getreide nötig wäre.

 

Starke Luftverschmutzung in einigen Mega-Cities und Ballungszentren

Die Luftverschmutzung wurde in den Industrieländern durch verschiedene Maßnahmen abgebremst (z.B. 3-Wege-Katalysator, Rauchgasentschwefelungsanlagen, FCKW-Verbot), hält sich aber bei vielen Schadstoffen noch auf zu hohem Niveau (z.B., Ammoniak, Stickoxide, Kohlendioxid). Wegen Luftverschmutzung sterben laut Weltgesundheits-organisation (WHO) jährlich mehr als 2 Mio. Menschen. Extrem starke Luftverschmutzung findet sich weltweit in einigen Mega-Cities (z.B. Mexiko-Stadt, Peking, Shanghai). In den Städten zählen der Straßen- und Flugverkehr sowie der Lärm zu den wichtigsten Emissionsquellen.

Legende: (1) Treibhauseffekt (2) Feinstaubbelastung (3) erhöhte UV-Strahlung (4) saurer Regen

(5) Ozonbelastung (6) Belastung mit Stickoxiden

 

Klimaerwärmung durch menschliche Aktivitäten

Durch den menschgemachten Treibhauseffekt spitzen sich die ökologischen und sozialen Probleme noch zu. Klimawirksame Spurengase sind Kohlendioxid (61%), Methan (15%), Distickstoffoxid (4%), FCKW (11%), Ozon (8%), Fluorierte Gase (1%). Die Emissionsquellen (global nach CO2 -Äquivalenten) sind Kraftwerke (24%), Brandrodung und Abholzung der Wälder (18%), Landwirtschaft (14%), Industrie (14%), Verkehr (14%), Heizenergie (8%), sonstiger Energieumsatz (5%) und Müll (3%). Nach dem Weltklimabericht des IPCC (2007) ist in diesem Jahrhundert mit einem Anstieg der mittleren Welttemperatur von 2 – 6,4% zu rechnen.

 

Abnahme der Waldbestände

Die Waldbestände verringern sich weltweit per saldo um ca. 75.000 qkm pro Jahr (0,2%), um ca. 15 ha pro Minute (durch Abholzen, Verbrennen oder Waldsterben wegen anthropogener Luftverschmutzung auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel). Insbesondere die Wälder in den Entwicklungs- und Schwellenländern (Indonesien, China, Phillipinen) werden durch Raubbau dezimiert. Leidtragende sind nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch der Mensch, dem wertvolle kostenlose Naturleistungen (u.a. Grundwasserspeicher, Luftfilter, Sauerstoffproduktion, Erholungsgebiete, Ernährungsgrundlage, Bau- und Werkstoffe) für immer verloren gehen.

 

Aussterben von Tieren und Pflanzen (Abnahme der Biodiversität)

Der Living Planet Index (vgl. www.wwf.de) zeigt einen Rückgang der Arten in Wäldern, Süßgewässern und Meeren. Durch Entzug von Lebensraum, Monokulturen, Einbringung von Giftstoffen in Ökosysteme, Einschleppung fremder Arten sowie die globale Erwärmung stirbt etwa jede Stunde eine Tier- und Pflanzenart. Die biologische Vielfalt ist aber eine Grundvoraussetzung für die Stabilität der Ökosysteme und das evolutorische Potential, wovon auch der Mensch abhängt.

 

Soziales/Kultur/Partizipation:

 

Menschenrechtsverletzungen

Die in Deutschland verfassungsrechtlich garantierten Grundrechte werden in vielen Ländern nicht respektiert. Die Freiheit zur Meinungsäußerung wird unterdrückt, Bürger erhalten kein Recht zur Mitsprache und Mitgestaltung politischer Entscheidungen. Gewalt, Folter und Willkür sind an der Tagesordnung. Dadurch kommt es immer wieder zu Spannungen, Volksaufständen, Fluchtbewegungen, die auch das friedliche Miteinander der Völker gefährden.

 

Steigende Kluft zwischen Arm und Reich

Selbst wenn einige Schwellenländer in nachholender Entwicklung begriffen sind, steigt (beim Einkommen pro Kopf) der Abstand zwischen armen und reichen Ländern. Gleichzeitig ist eine starke Fragmentierung zwischen prosperierenden und zurückbleibenden Ländern (in weiten Teilen Afrikas, Lateinamerikas und z.T. auch Asiens) erkennbar. Starke Ungleichheiten in der Einkommens- und Vermögensverteilung (national und international) fördern nicht nur die Unzufriedenheit in der Gesellschaft, sondern lassen auch die Bereitschaft zu umweltverträglichem und sozial verantwortlichen Verhalten sinken.

 

Migrationen

Wanderungsbewegungen finden aus politischen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Motiven statt. Allein aus Gründen des Klimawandels sind etwa 20 Mio. Menschen weltweit auf der Flucht. Der interkulturelle Austausch kann für alle Seiten fruchtbar sein, wenn miteinander – ohne fundamentalistische Verbohrung – ein modus vivendi für eine nachhaltige Entwicklung im sozialen und ökologischen Sinne gesucht wird. Den „Auswanderungsländern“ muss aber auch die Chance zu einer eigenständigen und eigenversorgenden Entwicklung gegeben werden mit entsprechendem Kapital- und Wissenstransfer der reichen Länder, um den Einwanderungsdruck abzuschwächen.

 

Bevölkerungswachstum

Nach der mittleren UN-Prognose werden bis 2050 ca. 9,1 Milliarden Menschen (und 10 Mrd. bis zur Jahrhundertwende) die Erde bewohnen. Das Bevölkerungswachstum ist vor allem ein existentielles Problem für Länder der Dritten Welt, die Bevölkerungsdichte auch ein Problem mancher Industrieländer (z.B. Niederlande, Belgien, Deutschland). Ein Rückgang der Geburtenrate ist für Länder mit hohem Bevölkerungswachstum offenbar weniger mit dem Anstieg des Einkommens pro Kopf verbunden, als mit dessen ausgleichender Verteilung auf alle Familien und die Verbesserung der Chancengleichheit und Mitsprache vor allem für Frauen.

 

Wirtschaft:

 

Fixiertheit auf grenzenloses Wachstum statt auf Zunahme der Lebensqualität

„Mehr, Schneller, Größer“ ist weit verbreitet zu einem Leitmotiv des Wirtschaftens geworden, obwohl ab einer bestimmten Einkommensgröße das Glück und die Zufriedenheit der Gesellschaft nicht mehr wächst. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts ist inzwischen ein irreführender Maßstab für das Wohlergehen der Bevölkerung geworden. Jede Vermehrung steht unter dem Verdacht, an anderer Stelle eine Verminderung nach sich ziehen: der Rohstoff- und Energievorräte, des fruchtbaren Bodens, der Pflanzendecke, der Tierwelt, der sauberen Gewässer, der reinen Luft, der Stille, der Gesundheit, der Ehrfurcht vor dem Leben, den zwischenmenschlichen Beziehungen und anderen kulturellen Werten.

 

Dominanz der Geldwirtschaft und Naturvergessenheit der Ökonomie

Die Finanzökonomie und der Markt durchdringen mehr und mehr sämtliche Lebensbereiche. Die gesellschaftlichen Wertungen haben sich dahingehend verschoben, dass alles, was Geld bringt, etwas wert ist und was nichts bringt, nichts wert ist. Mit der grenzenlosen Vermehrbarkeit von Geld, der Schuldenmacherei und der Erzeugung von illusionären Bedürfnissen trennt sich aber die Ökonomie von den real existierenden Möglichkeiten auf unserem Planeten, wird ökologisch und sozial blind und steuert auf unlösbare Zustände zu. Sie begreift sich als Obersystem, obwohl sie nur ein Subsystem der Natur ist.

 

Kurzfristige Bereicherung bzw. Gewinnmaximierung statt langfristig gültiger Zielsetzungen:

In einer sich schnell wandelnden Welt ist eine Planung und Erfolgsmessung auf kurze Sicht mit verhängnisvollen Fehlentscheidungen verbunden. Viele Menschen der Industrieländer verbinden ihr ökonomisches Interesse nurmehr mit einer global agierende Geld- und Erwerbswirtschaft; die Ökonomie wird nicht als dienender Bereich für kulturelle Vielfalt und persönliche Entfaltung betrachtet. Zurückgedrängt werden die Eigenarbeit, Zeitsouveränität, Selbstversorgung, regionale Verantwortung, altruistische und solidarische Prinzipien. Die Folgekosten kurzsichtiger, egoistischer Entscheidungen werden auf die Natur und auf die Allgemeinheit (heutige und spätere Generationen) überwälzt.