Veranstaltungen Rückblick 2012

Am 6.Dezember 2012 20.00 Uhr fand eine Probe für das Märchen

"Der veritanische Tunnel" (Autor und Zeichnungen: Volker Stahlmann) statt.


Workshops des Master-Studiengangs Betriebswirtschaft an der GSO-Hochschule Nürnberg zu den Themen „Corporate Social Responsibility“ und „Sustainable Management“

 

Am 30.11.2012 fand im Kulturbahnhof ein Seminar für den Masterstudien-gang Betriebswirtschaft der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg (Fach: Sustainable Development) statt.

 

Die Themenstellung für die drei Workshops waren für:

Gruppe1: Wie gehen die Bürger in Deutschland mit dem Leitbild „Nachhaltigkeit“ um? Sind die Menschen Ihrer Meinung nach für die

„Große Transformation“ bereit? (Stichworte: Wendezeit - Radikaler Wandel)

 

Gruppe2: Ist eine „Grüne Wirtschaft“ der Weg zur Umsetzung des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung? (Stichworte: Green Economy - Postwachstumsgesellschaft - Effizienzstrategie)

 

Gruppe 3: Wie könnte eine Kultur der Nachhaltigkeit aussehen? Was wäre notwendig, um Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung zu übernehmen? (Stichworte: Unternehmen - private Haushalte - Politik)


Vortrag „Nachhaltige Entwicklung – was ist das?

 

Der Vortrag am 22. November 2012 von Prof. em. Dr. Volker Stahlmann war als erste allgemeine Einführung in das für uns alle vorrangige Bildungsziel für das 21. Jahrhundert „Nachhaltigkeit Lernen“ gedacht, worauf der Kulturbahnhof Ottensoos sein gesamtes Programm ausrichtet. (Die von der UNESCO-Kommission offiziell überreichte Fahne weist ebenfalls inzwischen gut sichtbar darauf hin). Wir stehen inmitten einer Wendezeit für Politik, Wirtschaft, Technik und die kulturellen Werte unserer Gesellschaft. Um das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen bedarf es allerdings erheblich verstärkter Anstrengungen, die über die Energiewende und technische Innovationen hinaus auch Änderungen des Lebensstils (z.B. umweltbewusstes Konsumverhalten, Sein statt Haben) und des Politikstils (z.B. beteiligungsoffene Kommunalpolitik) erforderlich machen. Am Schluss zeigte der Referent noch seine persönliche CO2-Bilanz. Weitere Referate/Podiumsdiskussionen/Gesprächsrunden mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen werden folgen.


Urkundenüberreichung: Auszeichnung

des Kulturbahnhofs als offizielles Projekt

der UNESCO

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“

 

Am 30. Oktober wurde Renate Kirchhof-Stahlmann und Volker Stahlmann die Urkunde über die Auszeichnung des Kulturbahnhofs als offizielles Projekt der UNESCO „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ von der Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler (CSU) im Beisein des Ottensooser Bürgermeisters Klaus Falk (CSU) überreicht. Unter 1500 Bewerbungen aus ganz Deutschland erhielten nur 25 diese Auszeichnung. Die UN-Fahne ist inzwischen gehisst und flattert im Wind. Nach der Überreichung erhielten Frau Mortler und der Bürgermeister noch eine Führung durch das gesamte Bahnhofsgebäude. Beide äußerten sich mit großer Anerkennung über das Konzept und die Ausstellung.


Vortrag: „Geld und Magie“ vom Schweizer Nationalökonom Prof. em. Dr. H.C. Binswanger

Am 11. Oktober 2012 war im Kulturbahnhof der bekannte Schweizer Nationalökonom Prof. Dr. H.C. Binswanger zu Gast und hielt einen Vortrag über „Geld und Magie“. Er stützte sich dabei auf seine Deutung und Kritik der modernen Wirtschaft anhand von Goethes Faust II (hg. im Weitbrecht Verlag Stuttgart). Die von ihm in mehreren anderen Veröffentlichungen behandelten Themen „Geld und Natur“, „die Dynamik der Geldwirtschaft“, „Wachstumsdrang und Wachstumszwang“, erhielten auf diese Art und Weise eine überzeitlich gültige „klassische“ Fundierung.

In der anschließenden sehr lebhaften Diskussion wurde natürlich auch auf die aktuelle Eurokrise, die Überschuldung der Weltwirtschaft, das Zinsphänomen und die Problematik der allgemeinen Wachstumsfixierung der Politik eingegangen. Die Gespräche wurden bis spät in die Nacht im Bistro des Kulturbahnhofs im kleinen Kreis fortgeführt.


Film „Vom Bahnhof zum Kulturbahnhof“

 

Am 5. Juli 20.00 Uhr wurde der Film über die Sanierungsgeschichte des Bahnhofs gezeigt. Das Interesse war so groß, dass er sogar zweimal hintereinander (sozusagen im „Schichtbetrieb“) vorgeführt werden musste.

Für die gelungenen interessanten Einblicke in das dreijährige Sanierungsabenteuer erhielt der Filmemacher Rudolf Thiessen aus Lauf viel Beifall. Viele Besucher staunten, wie aus einem heruntergekommenen Gebäude ein solches Schmuckstück entstehen konnte.

 

Im Anschluss an die Filmpräsentation gab es noch genug Möglichkeit, mit den Eigentümern Dr. Volker Stahlmann und Renate Kirchhof-Stahlmann ins Gespräch zu kommen und Einzelheiten wie z.B. über Baumaterialien und die Probleme mit dem Denkmalschutz zu erfahren. Getränke und ein kleiner Imbiss wurden gerne im Bistro und auf dem Bahnsteig angenommen.


Eröffnungsfeier des Kulturbahnhofs Ottensoos

(von Christa Moritz, in gekürzter Fassung erschienen in: Pegnitz-Zeitung vom 15. Mai 2012)

 

Einen Abend wie diesen hätte sich der alte Bahnhof in Ottensoos nicht träumen lassen, und dass aus ihm einmal ein Ort für Kunst und Kultur werden sollte, schon gleich gar nicht. Wo früher die Sommerfrischler aus Nürnberg mit ihren Köfferchen ankamen, um sich im nahen Kurhaus zu erholen, wandeln an diesem Freitagabend festlich gekleidete Menschen, ein Gläschen Sekt oder Saft balancierend, Gemälde, Objekte und Bücher über Ökologie und Ökonomie betrachtend. Der „Kulturbahnhof Ottensoos“ - das Projekt von Renate Kirchhof-Stahlmann und Volker Stahlmann - feiert seine offizielle Eröffnung.

 

Mit den sanften Klängen eines Klezmer-Stückes stimmt die Musikerin Dagmar Waßmann auf die Feier ein. Anschließend begrüßt der Hausherr Volker Stahlmann die zahlreichen Gäste, die trotz des schwülen Wetters hierher gefunden haben.

Aus seiner Rede erfahren sie,

dass das Bahnhofsgebäude 1859 von dem berühmten Architekten Friedrich Bürklein erbaut wurde,

der wesentlichen Einfluss auf die Bahnhofsarchitektur hatte und unter anderem das Maximilianeum und das Fürther Rathaus entworfen hat. Nach zweimaliger Erweiterung verließ die Bahn 1985 das Gebäude, von da an wurde es privat genutzt. 2008 stand es erneut zum Verkauf. Um diese Zeit wurde Professor Stahlmann auch von seiner Fakultät Betriebswirtschaft emeritiert. Aus ihm wurde aber kein Eremit, wie Festredner Georg Winter später launig bemerkte, weder im Liegestuhl wollte er sich ab jetzt ausruhen, noch eine Weltreise oder Kreuzfahrt unternehmen, nein, er hatte vor, die ihm nun zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll zu nutzen. So entschloss er sich, zusammen mit seiner Ehefrau, der freischaffenden Künstlerin Renate Kirchhof-Stahlmann, nach vielen Zweifeln und Abwägungen das geschichtsträchtige Gebäude Anfang 2009 zu erwerben und zu restaurieren. Wie so oft in solchen Fällen begann erstmal ein zäher Behördenkampf, aber die beiden ließen sich nicht entmutigen, sie machten weiter und fähige einheimische Handwerker, zahlreiche freiwillige Helfer und unermüdliche Eigenarbeit trugen zum Gelingen bei.

 

Was war das Ziel dieser ganzen Plackerei, uneigennützig und ohne Renditeabsicht? Es ging darum, ein historisch wertvolles Gebäude zu erhalten, mit neuem Leben zu erfüllen, aber nicht mit „Events“, sondern mit Bildungs- und Wissensvermittlung, so dass wir wieder lernen, der Natur, die uns reich macht, nicht zu schaden. Renate Kirchhof-Stahlmann möchte mit Mitteln der Kunst das breite Spektrum der Nachhaltigkeit anschaulich zu machen, es geht ihr um die Wechselbeziehung zwischen Natur und Kunst. Vorgesehen sind Vorträge, Kleinkunst, Filme und Workshops, letztendlich soll der Kulturbahnhof in eine Stiftung überführt werden.

 

Der Bürgermeister von Ottensoos, Klaus Falk, betonte in seinem Grußwort, dass die Restaurierung des altehrwürdigen Bahnhofgebäudes ein Glücksfall für den Ort sei. Der entstandene Kulturbahnhof diene dazu, die Aufmerksamkeit der Menschen aus der Gegenwart heraus in die Zukunft zu lenken und aus der Gleichgültigkeit herauszureißen. Wenn dann einer in Bezug auf schonenden Umgang mit Ressourcen sagt: „A bissl was kann ich selber dazu beitragen“, sei schon viel gewonnen. Mit dem denkwürdigen Satz: „Wir können unsere Natur nicht so behandeln, als hätten wir noch eine zweite im Keller“, beendet er seine eindrucksvolle Rede.

 

Auch Landrat Armin Kroder findet viele lobende Worte und meint, dass man den Landkreis Nürnberger Land inzwischen als „Heimat für Kreative“ bezeichnen könne. Den Begriff „Nachhaltigkeit“, von dem heute oft die Rede ist, erklärt er mit einfachen Worten so: „Wenn wir Menschen uns der Natur gegenüber rücksichtsvoll verhalten, dann ist das nachhaltig.“ Auch sein Satz: „Es ist gut, dann neue Wege zu gehen, wenn sie die besseren sind“ ist nachdenkenswert.

Den Festvortrag hält der temperamentvolle Georg Winter, der extra aus Hamburg angereist ist. Er ist ein Multitalent. Nicht nur dass er der Initiator des „Hauses der Zukunft“ - eines internationalen Modellprojekts für nachhaltiges Wirtschaften – ist, er gilt auch weit über Deutschland hinaus als Pionier für die Entwicklung und Verbreitung umweltorientierter Unternehmensführung. Daneben malt er, dichtet und begeisterte 2006 ein Millionenpublikum als Wettkandidat in der Sendung von Thomas Gottschalk „Wetten, dass......?“ wo er seine selbst verfassten Zungenbrecher in atemberaubendem Tempo vorsprach und so zum Wettkönig gewählt wurde.

 

Mit niveauvollen Bonmots erheitert er die Zuhörer und drückt seine große Hochachtung und Bewunderung für Volker Stahlmann und Renate Kirchhof-Stahlmann aus. Er spricht von der Wiedervereinigung des zivilisierten Menschen mit der Natur, von den großen Chancen der Kunst. „Kunst hat die Möglichkeit, komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen. Kunst kann auch lehren, sich unabhängiger vom Geld zu machen.“ Dann kommt er wieder auf den Bahnhof zurück, der für ihn von hohem architektonischen Reiz ist, der Emotionen weckt, ein Ort des Nachdenkens, ein Ort des „Woher“ und „Wohin“. Er schlägt einen Bogen „zum Bahnhof des Lebens“: Landen wir auf einem Sackbahnhof? Ist es gar die Endstation? Was ist mit den Signalen, mit den Weichen?

 

Zuletzt beschreibt die Künstlerin selbst einen Rundgang durch das Museum. Sie schließt mit den Worten: „Wir leben in einer Wendezeit, das spüren wir. Es gibt die Möglichkeit zu scheitern, aber auch zu einem Neuanfang.“

 

 

 

 

 

(Stand: 17.11.2017)